Bereits seit vielen Jahrzehnten erfreuen sich Yoga und Pilates großer Beliebtheit. Fast jede/r hat schon einmal von diesen beiden Fitnesstrends gehört, so richtig erklären was sich dahinter verbirgt können jedoch nur die Wenigsten.
Die Unterschiede von Yoga und Pilates
Vor knapp einhundert Jahren gründete der aus Düsseldorf stammende Joseph Pilates am Broadway in New York sein erstes Pilates-Studio. Unter den Tänzer/innen und Schauspieler/innen entwickelte sich seine damals noch unter dem Namen „contrology“ bekannte Trainingsform schnell zu einem echten Hit. Yoga ist hingegen viele hundert, wenn nicht sogar tausende Jahre älter. Ersten Überlieferungen zufolge entstand das Yoga ca. 700 v. Chr. in Indien als Hilfsmittel zur Vertiefung der Meditationspraxis. Sowohl Pilates als auch Yoga zielen darauf ab Körper und Geist mit Hilfe von körperlichen Übungen in Einklang zu bringen. Beim Yoga werden zu diesem Zweck häufig statische Übungen, sogenannte „Asanas“ eingesetzt. Die Sportler/innen halten eine Position für längere Zeit und konzentrieren sich dabei auf die Atmung und eine angemessene Körperspannung. Im Pilates ist hingegen alles permanent im „Flow“. Die Übungen gehen fließend ineinander über, während das sogenannte „Powerhouse“ durchgehend auf Spannung bleibt. Letzteres ist ein Sammelbegriff für die Rumpf- und Tiefenmuskulatur, die unsere Wirbelsäule wie eine Art Korsett umschließt und stabilisiert. Auch im Pilates spielt die Atmung eine enorm wichtige Rolle. Jede Übung hat wie im Yoga ein fest zugeordnetes Atemmuster, das paradoxer Weise aber oft andersherum abläuft. Obwohl beide Trainingsformen ähnliche Bewegungen nutzen, ist der Atemrhythmus dennoch häufig umgekehrt. Für beide Varianten gibt es Vor- und Nachteile. Was wirklich effektiver und sinnvoller ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Wie so oft im Sport ist es eine Frage der Zielsetzung, die darüber entscheidet, welcher Ansatz der richtige ist. Im Kontext der jeweiligen Methodik erfüllen beide Herangehensweisen ihren Zweck und unterstützen die jeweiligen Bewegungen sinnvoll.
In jedem Fall eignen sich sowohl Yoga, als auch Pilates hervorragend dazu, die Körpermitte zu kräftigen, die Haltung zu verbessern und den gesamten Bewegungsapparat zu vitalisieren. Was am besten zu Dir passt, hängt vor allem von deinen persönlichen Vorlieben ab.
Die Gemeinsamkeiten von Yoga und Pilates
Die meisten Pilates-Anbieter folgen bis heute den Grundsätzen und Regeln, die Joseph Pilates seinerzeit erdacht und ausgearbeitet hat. Kleinere Unterschiede im Stundenaufbau gibt es immer, da jede/r Trainer/in und jede Pilates-Schule einen anderen Stil hat. Im Großen und Ganzen ist das Angebot an Pilates-Kursen, im Vergleich zum Yoga, trotzdem recht homogen. Präzise, dynamisch und kurzweilig. So lässt sich das Pilates-Konzept in seiner Breite zusammenfassen, wohingegen es im Yoga eine deutlich größere Auswahl an Denkschulen und Richtungen gibt. Zu den bekanntesten Formen hierzulande gehören u.a. das Hatha- und Yin-Yoga. Ersteres kann mitunter sehr anstrengend werden, wohingegen beim Yin-Yoga die Entspannung im Vordergrund steht. Im fast schon krassen Gegensatz dazu existieren Varianten wie das Aerial-Yoga, bei dem man in großen Tüchern eingewickelt von der Decke hängt und mitunter akrobatische Bewegungen vollzieht.
Wichtig zu verstehen ist, dass Yoga eigentlich viel mehr ist als „nur“ Sport. Seinem Selbstverständnis nach ist Yoga eine philosophische Lehre, die das ganze Leben durchdringt. Das körperliche Training, das wir im Westen mit dem Begriff Yoga verknüpfen, ist nur ein kleiner Teil vom großen Yoga-Lebensstil. Daraus resultiert, dass viele Schulen und Anbieter sich auch mit Themen aus den Bereichen Esoterik, Philosophie und Meditation beschäftigen. Wer darauf keine Lust hat, sollte bei der Wahl der richtigen Yoga-Schule gut aufpassen, oder doch lieber direkt beim Pilates einsteigen. Auch wenn beide Trainingsformen darauf abzielen Körper und Geist in ein entspanntes Gleichgewicht zu bringen, ist das Pilates dahingehend meistens „bodenständiger“. Die sportliche Komponente steht hier ganz klar im Fokus! Ganz ohne Klangschale oder Atemmeditation.
Das Fazit
Die Gemeinsamkeiten von Yoga und Pilates sind vielfältig, was man bereits an der sehr ähnlichen Zielsetzung der beiden Konzepte erkennen kann. Mischformen wie „Yogalates“ stellen zudem eine mal mehr, mal weniger gelungene Mischung aus diesen traditionellen Bewegungsarten da. Wer auf der Suche nach einem effektiven Ganzkörpertraining ist, dass den Körper nicht nur kräftigt und dehnt, sondern gleichzeitig auch Stress abbaut, wird mit beiden Konzepten voll auf seine / ihre Kosten kommen. Yoga bittet noch ein bisschen mehr. Mehr im Sinne von: Mehr Tiefgang, mehr Auswahl, mehr „Lifestyle“ und ggf. auch mehr Esoterik. Wenn du „mehr“ als nur Sport möchtest, bist du beim Yoga also perfekt aufgehoben. Für alle anderen, die gerne zügig und intensiv trainieren möchten, ohne dabei die eigene Weltanschauung im Studio zu thematisieren, ist Pilates vielleicht die bessere Wahl. Die Varianz im Yoga ist sehr groß. Es kann deinen Geschmack genau treffen, dich unter Umständen aber auch abschrecken. Bevor du dich festlegst macht es deshalb Sinn, verschiedene Yoga-Schulen und Arten auszuprobieren, bevor du dir eine endgültige Meinung bildest, oder fluchtartig dem Yoga die kalte Schulter zeigst.
Doch ganz egal ob Yoga oder Pilates, letzten Endes steht und fällt jede Trainingseinheit mit dem Stil der Kursleitung. Bei kaum einer anderen Trainingsform sind eine gute Anleitung und die richtige Chemie zwischen Kursleitung und Teilnehmergruppe so wichtig, wie beim Yoga und Pilates. Wenn es nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich passt, wirst du viel Spaß und Erfolg im Training haben! Ganz egal, ob du dich fürs Yoga oder Pilates entscheidest.