In der Mode ist es wie mit vielen anderen Dingen auch. Was man haben MUSS und was nicht, entscheidet nicht allein der Verstand. Vielmehr ist es ein inneres Bedürfnis. Zum Beispiel, weil Prominenz oder das Umfeld etwas trägt, was genau im Trend liegt. Oder noch nicht im Trend liegt, aber einer werden könnte. Trends entwickeln sich häufig, wenn jemand den Mut aufbringt, eine Kombination am Leib zu tragen, die sonst keiner trägt. Oder aktuell nicht (mehr) trägt. Auch eine gewagte Kombination aus mehreren modischen Elementen verschiedener Stile aus der Vergangenheit sind bereits oft zum neuen Trend avanciert. Wer es schafft, einen Trend in die Welt zu setzen und damit bei seinen Followern oder sogar in der breiten Masse der Bevölkerung ein inneres Bedürfnis auszulösen, verdient oft eine Menge Geld damit. Manchmal entsteht ein regelrechter Hype, der nicht nur bei Mode, sondern in vielen Branchen zu finden ist, wie bei Autos oder Handys. Wer eine Premiummarke etabliert hat, kann nun auf satte Margen hoffen.
Auch die Etikette gibt vor, was in gewissen Kreisen unverzichtbar ist. So ist in vielen Unternehmen ein wichtiges Accessoire für den Mann im Büro oder bei festlichen Anlässen – genau, die Krawatte oder Fliege. Heiratet Mann gerade, trägt er statt Krawatte oder Fliege vielleicht sogar ein Jabeaut. Ein sehr spezielles, dem Bräutigam vorbehaltenes Accessoire und für manche auf dem Fest des Lebens ein absolutes Muss.
Leichter haben es da die Frauen. Sie müssen im Büro keinen Schlips tragen, um angemessen gekleidet zu sein. Sogar ein Rock mit Stiefeln ist mittlerweile bis in die Chefetagen akzeptiert. Hier kommen auch häufiger Tücher und plakative Schmuckstücke zum Einsatz. Ein wesentliches Detail gebietet der Büroanstand allerdings: Der Krawatte des Mannes entspricht beim weiblichen Geschlecht ein Paar Ohrringe. Ab einem gewissen Rang sind nackte Ohrläppchen verpönt und es gehört zum guten Ton, Ohrringe zu tragen.
Wieder andere Accessoires sind nicht nur modischer Akzent, sondern ebenso ein gesundheitlicher Aspekt. Eine Sonnenbrille, so diese denn UV-Schutz-Gläser hat, schützt die Augen vor zu viel Sonnenlicht. Ein Schal oder Halstuch dagegen schützt das gleichnamige Körperteil vor Zugluft.
Doch bleiben wir bei der Mode. Gefühlt unverzichtbar, da jedes Jahr in unzähliger Menge verkauft, sind sicherlich diverse Accessoires. Dazu zählen die genannten Sonnenbrillen, Ohrringe, Halstücher, Schmuck und Uhren, aber auch Portemonnaies, Handtaschen, Gürtel, Hüte, Mützen oder sogar immer wieder mal Schoßhündchen. Über die Unverzichtbarkeit von Schoßhündchen lässt sich sicherlich streiten. Ein inneres Bedürfnisse nach einem Haustier zu haben – dafür gibt es wohl lobenswertere Motive, als lediglich mit dem Trend zu gehen. Dennoch ist es in gewissen Kreisen durchaus ein Hype gewesen, ein solches tierisch cooles Accessoire mit sich zu führen. Die Prominenz hat es ja vorgemacht.
Als objektiv chic gilt erst einmal alles, was der aktuellen Mode zugehörig ist und farblich sowie stilistisch zueinander passt. Ein farblich auf die Schuhe abgestimmter Gürtel und ein auf die Handtasche farblich abgestimmtes Portemonnaie, die Socken Ton in Ton mit dem Schuhwerk, farblich zur Jacke passende Schal-Mützen-Kombinationen, Halstücher als Kontrast oder ebenfalls Ton in Ton mit dem getragenen Oberteil ebenso. Und gefühlt sind alle diese Dinge ein Muss, denn zu den verschiedenen Anlässen möchte man stets vorbereitet sein und noch Möglichkeiten zur Variation haben. Es kommt daher wohl vor allem auf den Anlass an, zu dem man sich kleidet. Für einen Einkaufsbummel in der Stadt ist eine Handtasche, gegebenenfalls eine Sonnenbrille und das ein oder andere Schmuckstück eine schöne Sache. Bei einem Picknick im Park ist ein Sonnenhut hilfreich. Bei festlichen Anlässen nimmt man nicht die große Handtasche, sondern statt des Shoppers lieber eine kleinere und farblich passende und elegante Tasche.
Bei dieser Aufzählung wird deutlich, dass die gewünschten Accessoires sich vor allem durch die Situationen des Lebens unterscheiden. In einer Überflussgesellschaft wie der unseren hat man am Besten alles und für jeden Anlass parat. Auch wenn sich einige Vertreter wie Sonnenbrille, Handtasche, Portemonnaie oder Schmuck immer wieder finden, so müssen sie doch in Art und Ausführung stets wandelbar sein, um zu passen. Individualität scheint also das Stichwort zu sein, wenn wir die Frage nach dem Muss eines Accessoires beantworten möchten. Unsere Kleidung wird heutzutage nicht mehr für alle Mitbürger individuell vom Schneider gemacht und viele Menschen in unserem Umfeld tragen sich ähnelnde Kleidung. Zwar gibt es eine große Auswahl, doch tragen immer noch hunderte wenn nicht tausende von Menschen das gleiche Kleidungsstück. Durch die Kombination mit passenden Accessoires können wir unsere Individualität ausleben und nach außen hin widerspiegeln. Ein Luxusproblem also?
Verfolgen wir noch einmal den Gedanken des inneren Bedürfnisses. Durch Accessoires und Kleidung, wie auch durch andere materielle Gegenstände, zeigen wir ein Stück weit, wer wir sind. Und gerade dieses Zeigen hat einen ebenso großen Einfluss darauf, wie uns unsere Umwelt wahrnimmt. Wir zeigen durch Accessoires und Äußerlichkeiten also nicht zuletzt sondern sogar ganz primär unsere Zugehörigkeiten und unseren Status. Ein plakatives Beispiel: Wenn wir in öffentlichen Verkehrsmitteln an einem Samstagabend plötzlich viele Menschen mit blinkenden Turnschuhen sehen, können wir erahnen, dass es sich nicht um ein Hip-Hop Konzert oder eines mit klassischer Musik handelt.
Um abschließend die Frage nach dem Muss eines Accessoires zu beantworten, müssen wir also eine Fallunterscheidung vornehmen und unsere Bedürfnisse wahrnehmen. Andersherum gedacht können wir uns dafür auch vorstellen, wie ein Tag am Strand ohne Sonnenbrille wäre, oder ein Tag im Büro ohne Krawatte. Es würde etwas fehlen. Ein Tag am Strand ohne Krawatte ist dagegen gehalten eher der Normalfall und löst wohl kaum das Bedürfnis aus, diese noch dringend nach zu rüsten.
Ein Muss ist daher genau das Accessoire, das uns ergänzt, wenn uns in einer bestimmten Situation etwas fehlt. Was wir damit kompensieren, zeigen oder ergänzen, wollen – sei es Status, Zugehörigkeit oder lediglich fehlender UV-Schutz des Körpers vor zuviel Sonne… das steht auf einem ganz anderen Blatt.